AM115 – Brief an Walter Gropius
Wien, Dienstag, 3. Oktober 1911 [= Poststempel]
Ich bin so glücklich, dass mein Spiel Dir gefallen hat – ich spiele fast nie vor – aus Stolz – man könnte meine Intensionen [!] nicht verstehen. – Weil ich keine pianistischen Ambitionen – sondern rein musikalische habe[.] – Hier spiele ich viel für mich allein – in meinem Atelier-Lese-Schlafzimmer u. darum dachte ich, ob nicht erst z. B. Wien – das Richtige wäre – ( geht auf die Jagd)[,] so könnten wir \hier/ zu beisammen sein. Nun – denke Du[,] was am gescheitesten ist.
Ich muss mo nun auch meine
Pläne etwas spezifiziren – und in einem Punkt wollen wir uns treffen – nämlich in unserm Wiedersehen. —
Schreibe[.]
Schreibe auch[,] wie es Deiner geht.
Aber schreibe.
[Postskriptum:] Mein Papier ist ausgegangen.
Also denk’ nach und lass uns einmal eine ruhige friedliche Zeit zusammen haben. Es ist für mich ungeheuer wichtig. – Ich muss mir auf den Grund kommen. – Und will mit Dir in Deiner Sphäre wandeln. Von Dir geleitet[,] die Dinge – die Du – rein siehst – sehen[.]
Apparat
Überlieferung
, , .
Quellenbeschreibung
1 DBl. (3 b. S.) – Karopapier.
Beilagen
Umschlag, , – Reco Reco[mmandationsbrief] | Deutschland | Gropius, Kurhotel (rot unterstrichen, unbekannte zeitgenössische Handschrift) | Timmendorf | Lübecker Strand | Postlagernd = W. G. 100; PSt. (lt. , S. 1140, y 6l20): 19/1 WIEN 117 | -3.X.11 – 3 | * 3b *; von WG mit einer 6b versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen); Aufdruck: „L. FLODER’S APOTHEKE | ‚ZUM HEILIGEN JO[SEF]‘ | WIEN. XIX., Döblinger Ha[uptstrasse 6]“ (). Von der Post mit einer großen „95“ in blauem Buntstift beschriftet. Verweist auf unzureichende Frankierung (Gebühren für Rekommandation, wahrscheinlich mit Nachnahme sowie Express, ferner aufgrund einer möglichen Beilage, s. Porto), frankiert nur mit 20 Heller; fremdschr. Datierungsversuch nach Übergabe an : „3.10.1911“.
Druck: Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
Antwort auf WG211 vom spätestens 2. Oktober 1911 (Wie Gustav’s 8. u Tristan unter Deinen Händen mir Leben wurde! Ich sehne mich danach, mehr zu hören. Als ich bei Dir am Flügel saß): Ich bin so glücklich, dass mein Spiel Dir gefallen hat. Beantwortet durch WG212 vom 4. oder 5. Oktober 1911 (Unsagbar freue ich mich, Dich zu sehn – ein paar liebe – stille Tage \gegenseitigen Verstehens/ […] Du wirst verstehen, daß der Aufenthalt im Hause Moll mich […] unfrei macht): darum dachte ich, ob nicht erst z. B. Wien – das Richtige wäre […]. Also denk’ nach und lass uns einmal eine ruhige friedliche Zeit zusammen haben.
Datierung
Schreib- und Absendedatum: „3.10.1911“ (fremdschr. Datierungsversuch nach Übergabe an , ).
Folgt Poststempel.
Übertragung/Mitarbeit
(Renita Steinwand)
(Elke Steinhauser)
(Elisabeth Behnle)
Atelier-Lese-Schlafzimmer – vgl. AM110 vom 18. September 1911: Atelier[zimmer].
(Moll geht auf die Jagd)[,] so könnten wir \hier/ zu beisammen sein. – Im Gegensatz zu seiner Frau war in die Liebesbeziehung von und offenbar nicht eingeweiht.
Ursprünglich: liebst.